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Den richtigen Zulieferer mithilfe von internationalen Organisationen finden

Ein GIZ-Projekt in Usbekistan zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten im Baumwoll- und Textilsektor



Seit 2021 sind zahlreiche Unternehmen vom Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) betroffen. Im Rahmen der Umsetzung des Gesetzes sind Unternehmen dazu verpflichtet, bei sich und entlang ihrer unmittelbaren Lieferkette Sorgfaltspflichten umzusetzen (§ 6 Absatz 1, 3, 4 LkSG) sowie substantiierten Risiken in der tieferen Lieferkette nachzugehen (§ 9 Absatz 3 LkSG). Die Unternehmen stehen dabei oft vor der Herausforderung, dass sie nicht wissen, wie sie die Sorgfaltspflichten wie bspw. Präventionsmaßnahmen entlang ihrer Lieferkette gemäß der Gesetzgebung angemessen und wirksam verankern können. Dies ist insbesondere für Unternehmen ein Problem, die ihre Lieferanten in der tieferen Lieferkette nicht kennen und selbst bei großen Anstrengungen kaum die Möglichkeit haben, diese zu erfassen.

 

In dem folgenden Artikel stellen wir Ihnen eine Handlungsoption vor, die es Ihnen erleichtert, die Einhaltung von Sorgfaltspflichten - insbesondere von Präventionsmaßnahmen - im Rahmen des LkSG in Ihrer Lieferkette zu garantieren.

Hierbei stellen wir Ihnen zuerst verschiedene Möglichkeiten vor, wie Sie die Umsetzung von Sorgfaltspflichten in Ihrer Lieferkette angehen können. Anschließend gehen wir auf eine der Optionen genauer ein und stellen Ihnen ein Projekt vor, das Unternehmen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen unterstützt.




1. Welche Möglichkeiten zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten gibt es?


Unternehmen können gemeinsam mit Zulieferern an der Umsetzung von Sorgfaltspflichten arbeiten (Lieferantenentwicklung) oder sie können Mindeststandards setzen und nur mit Zulieferern zusammenarbeiten, die diese Anforderungen bereits erfüllen (Auswahl der Lieferanten). Beides kann viele Kapazitäten in Anspruch nehmen, die woanders fehlen.

Unternehmen können sich auch für eine dritte Möglichkeit entscheiden. Sie können mit internationalen Organisationen wie zum Beispiel der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) kooperieren, die durch Projekte in Lieferantenländern vor Ort die Zulieferer bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen und weiteren Sorgfaltspflichten unterstützen. Die Nähe der GIZ zur Lieferkette schafft Lieferkettentransparenz.

Doch wie funktioniert so eine Zusammenarbeit und wie können Unternehmen in Deutschland davon profitieren?

 

2. Das GIZ-Projekt „Usbekistan: Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten | Baumwolle“

 

Das Projekt „Usbekistan: Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten | Baumwolle“ wird von der GIZ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umgesetzt. Es ist Teil eines globalen Programms der GIZ, welches „ From SHELF to FIELD“ die Nachhaltigkeit von verschiedenen Rohstoffen verbessern soll. Das übergeordnete Ziel des Projekts in Usbekistan ist es, zum einen die Nachhaltigkeitsperformance der Produktion und Verarbeitung zu verbessern und zum anderen die Steigerung der lokalen Wertschöpfung zu unterstützen, um so gute Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung zu schaffen.

 

3. Herausforderungen der Textilproduzenten in Usbekistan

 

Für die Textilproduzenten in Usbekistan ist es aufgrund der ambitionierten sozialen und umweltbezogenen Anforderungen europäischer Unternehmen schwierig, in den EU Markt einzutreten. Zudem leidet das Land unter seiner schlechten Reputation aufgrund von staatlich organisierter Kinder- und Zwangsarbeit in der Vergangenheit. Auch wenn die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) nach einem umfassenden Monitoring der Baumwollernte über mehrere Jahre die Abschaffung dieses Systems bestätigt hat ("Uzbek cotton is free from systemic child labour and forced labour" - International Labour Organization), sind viele Unternehmen weiterhin zögerlich, in den usbekischen Markt einzutreten.  Dabei gibt es dort einige Chancen: Usbekistan weist aufgrund der verbreiteten vertikalen Integration von Unternehmen von der Baumwollproduktion bis hin zur Textilverarbeitung in Bezug auf Transparenz und Rückverfolgbarkeit hohes Potential auf. Somit wird auch die Nachverfolgung zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards in der Lieferkette erleichtert.

Zum anderen stellt es die Produzenten in Usbekistan vor große Herausforderungen, dass der EU Markt trotz ambitionierter Nachhaltigkeitsverpflichtungen immer noch primär von niedrigen Preisen bestimmt wird. Es gibt keine zusätzlichen Zahlungen von Abnehmern für die Verbesserung der Nachhaltigkeitsperformance oder Rückverfolgbarkeit der Baumwollerzeugnisse. Eine Verbesserung in diesen Bereichen geht jedoch meist mit steigenden Produktionskosten einher. Diese Kosten muss der Zulieferer selbst tragen, was nicht für alle Unternehmen vor Ort umsetzbar ist.

Zudem sind die Einkaufsbedingungen auf dem Europäischen Markt für die usbekischen Zulieferer oft schlechter als auf den Märkten in anderen Staaten, die wenig bis keine Nachhaltigkeitsanforderungen haben.  

Damit auf dem usbekischen Markt langfristig Umwelt- und Sozialstandards etabliert und entsprechende Anreize geschaffen werden, ist es ein wichtiger Schritt, das Land in den EU–Markt zu integrieren.

 

Um den usbekischen Unternehmen bei ihren Herausforderungen zu helfen, unterstützt die GIZ, in Zusammenarbeit mit dem usbekischen Landwirtschaftsministerium und dem usbekischen Textilverband, die lokalen Produzenten mit verschiedenen Schulungen.

Hierzu gehören:

  • Auf Ebene der Baumwollproduktion: Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Baumwollanbau, wie Schulungen zu organischen und regenerativen Anbaumethoden, Klimaanpassung oder Methoden zur Wassereinsparung sowie die Einführung von Better Cotton.

  • Auf der Verarbeitungsebene: Maßnahmen zur Steigerung der Einhaltung sozialer und Umweltstandards, wie Schulungen zu amfori BSCI und BEPI, Einführung von Beschwerdemechanismen mit der Fair Labour Association oder Schulungen zu internationalen Nachhaltigkeitsstandards und Zertifizierungen.

 

Durch diese Unterstützung schaffen es die lokalen Produzenten, die notwendigen Sorgfaltspflichten – insbesondere Präventionsmaßnahmen- in ihrem Unternehmen zu verankern. Für deutsche Unternehmen bedeutet das, dass sie es leichter haben, die Sorgfaltspflichten in der Lieferkette weiterzugeben, da die Lieferanten bereits über Grundkenntnisse in diesem Bereich verfügen oder sogar schon die notwendigen Schritte zur Implementierung der Sorgfaltspflichten mithilfe der GIZ gegangen sind.

 

4. Warum macht es für Unternehmen Sinn, mit internationalen Organisationen zusammenzuarbeiten?

 

Durch ihre Kollaboration mit der Textilindustrie in Usbekistan hat die GIZ bereits mit vielen lokalen Produzenten an der Umsetzung von neuen Umwelt- und Sozialstandards zusammengearbeitet und kennt den Sektor sowie die regionalen Gegebenheiten im Lieferantenland und kann dadruch die Einkäufer-Unternehmen bei der Kontaktaufnahme mit örtlichen Produzenten unterstützen.  

Sind Unternehmen daran interessiert, Präventionsmaßnahmen in Form von Lieferantenentwicklungsprogrammen zu betreiben, so kann eine Zusammenarbeit mit einer internationalen Organisation wie der GIZ den damit verbundenen internen Aufwand reduzieren. Die Organisation unterstützt lokale Unternehmen  in diesem Fall durch Expertise zum Aufbau von Kapazitäten im Bereich soziale, umwelt und ökonomische Nachhaltigkeit .

Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Einkäufer-Unternehmen durch eine internationale Organisation direkt mit lokalen Expert:innen in Kontakt gebracht werden, die bereits eine Schulung zur Lieferantenentwicklung mithilfe der GIZ durchlaufen haben. Die lokalen Expert:innen können ihr Wissen in Form von Schulungen bei usbekischen Unternehmen zum Thema Sorgfaltspflichten weitergeben.


5. Tipps für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten in Ihrer Lieferkette


  • Informieren Sie sich im Vorfeld über Ihre Zulieferer – vielleicht nehmen diese bereits an einem Projekt/Programm zur Umsetzung von Sorfaltspflichten teil. Dies hat den Vorteil für Sie, dass die lokalen Produzenten in der Regel transparent in diesem Verfahren sind und eine Weitergabe von Sorgfaltspflichten somit mit deutlich weniger Aufwand verbunden ist.

  • Wählen Sie einen Zulieferer, der eine transparente Zusammenarbeit in Bezug auf Produktion und Verarbeitung garantiert.

  • Machen Sie Audits bei Ihren Zulieferern, um die Einhaltung von Sorgfaltspflichten zu überprüfen.

  • Kooperieren Sie mit internationalen Organisationen, die lokale Produzenten unterstützen. Dies erleichtert Ihnen die Zusammenarbeit, stellt Sozial- und Umweltstandards in der Lieferkette sicher und gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihre Kapazitäten für die Implementierung von Sorgfaltspflichten im eigenen Geschäftsbereich zu nutzen.

  • Kooperieren Sie mit lokalen Experten / Trainern und Organisationen vor Ort, um die lokalen Gegebenheiten besser kennenzulernen und im Zweifel Unterstützung zu bekommen, z.B. über lokale Verbände.


Sie wollen vorerst die Sorgfaltspflichten des LkSG im eigenen Geschäftsbereich umsetzen, bevor Sie sich auf Ihre Lieferkette konzentrieren? Wir unterstützen Sie gerne dabei und helfen Ihnen darüber hinaus, erste Schritte bei der Weitergabe der Sorgfaltspflichten zu gehen. Schreiben Sie uns gerne an: Info@sustainable-thinking.de


Copyright der Bilder: Gesellschaft für interne Zusammenarbeit (GIZ)


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Finding the right supplier with the help of international organisations

A GIZ project in Uzbekistan to implement due diligence in the cotton and textile sector


Since 2021, numerous companies have been affected by the Supply Chain Due Diligence Act (LkSG). As part of the implementation of the Act, companies are obliged to implement due diligence obligations at their own premises and along their immediate supply chain (§ 6 paragraph 2, 3, 4 LkSG) and to investigate substantiated risks in the deeper supply chain (§ 9 paragraph 3 LkSG). Companies are often faced with the challenge of not knowing how to appropriately and effectively anchor due diligence obligations, such as preventive measures, along their supply chain in accordance with the legislation. This is a particular problem for companies that do not know their suppliers in the deeper supply chain and have little opportunity to track them, even if they make great efforts to do so.

 

In the following article, we present an option for action that will make it easier for you to guarantee compliance with due diligence obligations - in particular preventive measures - in your supply chain within the framework of the LkSG.



Content:



1. What options are there for implementing due diligence obligations?


For the implementation of due diligence obligations: Companies can work together with suppliers to implement due diligence obligations (supplier development) or they can set minimum standards and only work with suppliers that already fulfil these requirements (supplier selection). Both can take up a lot of capacity that is lacking elsewhere.

Companies can also opt for a third option. They can work with international organisations such as the 'Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit' (GIZ), which supports suppliers in the implementation of prevention measures and other due diligence obligations through local projects in supplier countries. GIZ's proximity to the supply chain creates supply chain transparency.

But how does this kind of cooperation work and how can companies in Germany benefit from it?

 

2. The GIZ project ‘Uzbekistan: sustainability and value creation in agricultural supply chains | cotton’


The project ‘Uzbekistan: Sustainability and Value Creation in Agricultural Supply Chains | Cotton’ is being implemented by GIZ on behalf of the Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ). It is part of a global GIZ programme ‘From SHELF to FIELD’, which aims to improve the sustainability of various raw materials. The overarching goal of the project in Uzbekistan is to improve the sustainability performance of production and processing on the one hand and to support the increase in local value creation on the other in order to create good jobs for the young population.

 

3. Challenges faced by textile producers in Uzbekistan


It is difficult for textile producers in Uzbekistan to enter the EU market due to the ambitious social and environmental requirements of European companies. The country also suffers from a poor reputation due to state-organised child and forced labour in the past. Even though the International Labor Organization (ILO) has confirmed the abolition of this system following comprehensive monitoring of the cotton harvest over several years (Uzbek cotton is free from systemic child labour and forced labour - International Labour Organization), many companies are still hesitant to enter the Uzbek market.  Yet there are some opportunities there: Uzbekistan has great potential in terms of transparency and traceability due to the widespread vertical integration of companies from cotton production to textile processing. This also makes it easier to track compliance with environmental and social standards in the supply chain.

On the other hand, producers in Uzbekistan face major challenges because the EU market is still primarily determined by low prices despite ambitious sustainability commitments. There are no additional payments from buyers for improving the sustainability performance or traceability of cotton products. However, an improvement in these areas is usually accompanied by rising production costs. Suppliers have to bear these costs themselves, which is not feasible for all local companies.

In addition, the purchasing conditions on the European market are often worse for Uzbek suppliers than on the markets in other countries, which have little or no sustainability requirements. 

To establish environmental and social standards on the Uzbek market in the long term and create corresponding incentives, it is an important step to integrate the country into the EU market.

 

In order to help Uzbek companies with their challenges, GIZ, in cooperation with the Uzbek Ministry of Agriculture and the Uzbek Textile Association, is supporting local producers with various training programmes. This includes:

  • At the cotton production level: measures to increase sustainability in cotton cultivation, such as training on organic and regenerative cultivation methods, climate adaptation or water conservation methods and the introduction of Better Cotton.

  • At the processing level: measures to increase compliance with social and environmental standards, such as training on amfori BSCI and BEPI, the introduction of grievance mechanisms with the Fair Labour Association or training on international sustainability standards and certifications.


This support enables local producers to anchor the necessary due diligence obligations - in particular preventive measures - in their company. For German companies, this means that it is easier for them to pass on the due diligence obligations in the supply chain, as the suppliers already have basic knowledge in this area or have even already taken the necessary steps to implement the due diligence obligations with the help of GIZ.

 

4. Why does it make sense for companies to work with international organisations?


Through its collaboration with the textile industry in Uzbekistan, GIZ has already worked with many local producers on the implementation of new environmental and social standards and knows the sector as well as the regional conditions in the supplier country and can therefore support the purchasing companies in making contact with local producers. 

If companies are interested in implementing prevention measures in the form of supplier development programmes, cooperation with an international organisation such as GIZ can reduce the internal effort involved. In this case, the organisation supports local companies by providing expertise in capacity building in the areas of social, environmental and economic sustainability.

Another option is for an international organisation to put purchasing companies in direct contact with local experts who have already undergone supplier development training with the help of GIZ. The local experts can pass on their knowledge in the form of training courses on due diligence at Uzbek companies.

 



5. Tips for implementing due diligence in your supply chain


  • Find out about your suppliers in advance - they may already be participating in a project/programme to implement due diligence obligations. This has the advantage for you that the local producers are usually transparent in this process and passing on due diligence obligations therefore involves significantly less effort.

  • Choose a supplier that guarantees transparent cooperation in terms of production and processing.

  • Conduct audits of your suppliers to check compliance with due diligence obligations.

  • Cooperate with international organisations that support local producers. This facilitates cooperation, ensures social and environmental standards in the supply chain and gives you the opportunity to utilise your capacities for the implementation of due diligence obligations in your own business area.

  • Cooperate with local experts/trainers and organisations on site to get to know the local conditions better and, if in doubt, obtain support, e.g. via local associations.


Do you want to implement the due diligence obligations of the LkSG in your own business area before focussing on your supply chain? We will be happy to support you in this and also help you to take the first steps in passing on the due diligence obligations. Please feel free to write to us: Info@sustainable-thinking.de

 

Copyright Pictures: Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ)

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